Natur(a)berichte

Frühlingsveranstaltungen 2018

Vogelkundlicher Spaziergang durch den Trietwitzer Park und Wanderung an der Alten Elbe Döbern

 

Dem Pirol auf der Spur
Torgauer Zeitung, 09. Mai 2018

Am 5. Mai war es wieder so weit: Der Einladung der Netzstelle Natura 2000 des Landschaftspflegeverbandes Torgau-Oschatz zur Vogelstimmenwanderung durch den Triestewitzer Park als Bestandteil des Vogelschutzgebietes "Elbaue und Teichgebiete bei Torgau", waren wieder knapp 20 interessierte Naturfreunde gefolgt. Bei strahlendem Sonnenschein bot sich sogleich ein Blick auf emsig Nahrung herbeischaffende Blaumeiseneltern, die ihr Domizil in einer kleinen Baumhöhle gefunden haben. Unter der fachkundigen Führung von Niels Schulz und assistiert von seiner Frau Petra, folgten wir dem Rundweg durch den Park.
Lange mussten wir nicht warten, um einen besonders auffälligen und doch nicht häufig zu beobachtenden Vogel großer Parkanlagen und alter Laubwälder zu sehen und zu hören. Es war der Pirol, der durch seinen typischen Ruf auch den Namen "Vogel Bülow" und wegen seines späten Eintreffens den Namen "Pfingstvogel" trägt. Hoch oben in den Laubkronen sitzend, war er trotz seines auffälligen gelben Gefieders schwer auszumachen. Doch dann konnten alle seinen spechtähnichen Flug beobachten. In den besonders strauchreichen Bereichen des Parks begleitete uns der schluchzende Gesang der Nachtigallen. Ein schöner Lohn für fachkundige Parkpflege, bei der scheinbar verwilderte Ecken ebenso ihren Platz haben wie abgestorbene alte Bäume. Als weiterer Höhepunkt, auch für die Fotofreunde, konnten wir drei Bunspechte beobachten.
Der Triestewitzer Park, welcher glücklicherweise nicht so viele Schäden durch den letzten Sturm erlitten hat, bietet auch den größeren Höhlenbewohnern eine Vielzahl geeigneter alter Bäume, in die sie ihre Höhlen zimmern können. Dabei dürfte solch eine Konzentration schon eine Besonderheit sein, beeindruckend war es jedenfalls, diesen buntgefiederten "Baumeistern" bei ihren Kletterkünsten an den alten Baumstämmen zuzusehen. Natürlich waren auch Amsel, Buchfink, Grünfink, die kleine und doch so laute Mönchsgrasmücke und andere typische Arten der Parkanlagen und Gärten zu hören und zu sehe.
So war unsere knapp zweistündige Wanderung wieder ein schönes Erlebnis. Wir möchten uns bei Herrn Schulz und seiner Frau herzlich für seine mit viel Humor verbundene und durch zusätzliches Bildmaterial und Hörbeispiele vertiefte Führung bedanken.

LPV

 

K800  DSC9937 Triestewitz Vogelstimmenwanderung 2018 05 05
2018 05 05 Vogelstimmenwanderung Triestewitz 01
2018 05 05 Vogelstimmenwanderung Triestewitz 02

 

Alte Elbe Döbern begeisterte
Torgauer Zeitung, 20. Juni 2018

Für die meisten Teilnehmer dieser Exkursion mit dem Landschaftspflegeverband Torgau-Oschatz war die Begegnung mit der Landschaft der Alten Elbe Döbern die erste. Um so mehr waren sie überrascht von deren Schönheit, den uralten mächtigen Kopfpappeln, die alle zu den Schwarzpappeln zählen. Als großartig empfanden sie auch den feldseitigen Wanderweg. Dieser Weg ist erst mit der Bepflanzung in den 90er Jahren zu einem artenreichen Strauch- und Baumareal herangewachsen, das bereits stellenweise Hohlwegcharakter besitzt. Hier lässt sich die Blühzeit des Frühlings von Anbeginn verfolgen.
So mit der Schlehe, dem Weißdorn, dem Gemeinen Schneeball, dem Spierstrauch, den Hecken- und Büschelrosen sowie dem Holunder und dem Pfeifenstrauch. Sie lassen einen prächtigen Laufpfad entstehen. Beteiligt an diesem Blütenkorso von April bis Juni sind auch Kornelkirsche, Roßkastanie, Linde, Eiche, Ahorn und Robinie. Margeriten und Glockenblumen sind auf der einzigen unmittelbar angrenzenden Wiese der Alten Elbe zahlreich vertreten, die uns auch am heutigen Tag noch mit ihren Farben goldweiß und blau erfreuten. Zu ihnen gesellt sich die Ackerwitwenblume, die sich mit ihrer 4-zipfligen Blüte (Einzelblüte) von der ähnlichen, aber 5-zipfligen Skabiose unterscheiden lässt. Zu den Pflanzenwegbegleitern zählten weiter der hier zahlreich wachsende Gefleckte Schierling, aus dessen grünen unreifen Samen der Extrakt für den "Schierlingsbecher" gewonnen und mit dem Sokrates hingerichtet wurde. Erwähnung und Beurteilung fanden auch das Barbarakraut, das Johanniskraut, der Breitblättrige Wegerich, der Beifuß, die Teichrose, die Schwertlilie und andere.
Natürlich waren die Teilnehmer neugierig auf die Vogelwelt, vor allem auf die Nachtigall, deren Gesang ihnen ja versprochen wurde. Bereits beim Aussteigen aus dem Auto begrüßte sie die Nachtigall, deren Gesang fast zum ständigen Begleiter werden sollte. Waren es fünf? Waren es sieben? So ganz einfach war ihre Zählung in dem strauchreichen Gebiet nicht, das jedoch ein idealer Lebensraum für die Gesangskönigin darstellt. Als weitere Sänger sind die Mönchsgrasmücke und die Goldammer zu nennen, deren Lieder häufig zu hören waren. Der Gelbspötter gab nur ein kurzes Intermezzo, war aber trotzdem als Imitator nicht zu überhören. Neben der Nachtigall war der Drosselrohrsänger die auffälligste Vogelerscheinung, der fast ohne Pause sein "Karakiet"-Lied aus dem Schilf herausschmetterte. Vier waren von ihnen dabei.
Die Alte Elbe wird durch einen Wirtschaftsweg in zwei Abschnitte geteilt, wobei der kleinere häufig als "Döbernsche Grube" bezeichnet wird, die als Flächennaturdenkmal ausgewiesen und deshalb besonders geschützt ist. Für die Angler ist sie deshalb tabu. Die gschützte Grube beginnt jedoch erst im hinteren Teil des kleineren Alte-Elbe-Abschnitts. Leider fehlt dafür die Beschilderung. Die Exkursionsteilnehmer lernten mit diesem Bereich eine einzigartige, naturbelassene, wilde Elbaue kennen, selbstverständlich auch mit Nachtigallgesang sowie der lautstarken Stimme des Zaunkönigs, des Drosselrohrsängers und des Kuckucks.
Mit der vom Landschaftspflegeverband organisierten Veranstaltung lernten die Teilnehmer nicht nur eine landschaftlich reizvolle heimatliche Aue kennen, sondern auch ein Gebiet, das in das europaweite Schutzgebietsnetz Natura 2000 integriert ist. Das bedeutet konkret, dass die Döbernsche Alte Elbe durch die Flora-Fauna-Habitat- sowie die Vogelschutz-Richtlinie der EU geschützt ist. Die erste sichert den Lebensraum beispielsweise für den Biber, die zweite den Schutz ausgewählter Vögel, wie beispielsweise den Roten Milan, der hier auch sein Domizil hat.

Gottfried Kohlhase

K800 2018 06 02 TZ Frhlingsspaziergang Dbern
2018 06 02 Doebern 04
2018 06 02 Doebern 01
2018 06 02 Doebern 05
2018 06 02 Doebern 02
2018 06 02 Doebern 06