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Natur(a) Kalender 2021

Natur(a) Kalender 2021

Der Natur(a)-Kalender 2021 beschäftigt sich mit dem Rückgang (noch) häufiger Vogelarten und dem Eigenwert der Natur. Neben tollen Landschaftsaufnahmen aus der Region lädt dieses Mal jeden Monat ein Gedicht dazu ein, die Botschaft des Kalenders auf sich wirken zu lassen.

Liebe Naturfreunde,

wenn Sie unser Projekt Netzstelle Natura 2000 – Entdecke Europa vor deiner Haustür bereits eine Weile verfolgen und vielleicht schon einmal mit uns gemeinsam in der Natur unterwegs waren, dann wissen Sie, dass uns vor allem die Freude an der aktiven Beschäftigung mit der heimatlichen Natur am Herzen liegt. Regelmäßig laden wir dazu ein, die (europäischen) Naturschätze in unserer Region kennen zu lernen sowie die Vielfalt und Schönheit der Natur vor unserer Haustür zu entdecken. Wir möchten Ihre Neugier wecken und Aufmerksamkeit schaffen und dadurch Natura 2000 für Sie erlebbar machen.

Bei unserer täglichen Arbeit als Landschaftspflegeverband spielt Natura 2000 eine bedeutende Rolle. 17 FFH- und 5 Vogelschutzgebiete liegen in unserem Wirkungsbereich, dem Altkreis Torgau-Oschatz. Dieses europaweite Schutzgebietsnetz ist ein wichtiger Baustein, wenn es darum geht, dem fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt Einhalt zu gebieten.

Meist antworten wir auf die Frage, warum es wichtig und notwendig sei, sich für die Natur einzusetzen, damit, dass diese uns elementare Lebensgrundlagen liefert. Pflanzen reinigen die Luft und schützen den Boden. Sie stellen uns Nahrung, Baumaterial und Medizin zur Verfügung. Insekten bestäuben die Pflanzen, so dass diese Früchte tragen können. Der Boden filtert unser Trinkwasser. Bäume spenden uns Schatten. Und so weiter. Wir Menschen ziehen einen Nutzen aus den Funktionen und Leistungen der Natur.

Doch was bleibt, wenn dieser Nutzwert keine zufriedenstellende Antwort bietet? Insbesondere bei seltenen Arten und Lebensräumen sind hier Grenzen gesetzt, denn gerade wegen ihrer Seltenheit tendiert nicht nur ihr ökonomischer, sondern auch ihr ökologischer Nutzen oft gegen Null. Und auch mit dem ästhetischen Wert kann man wenig überzeugen. Was nützt es, dass der bestimmte Käfer ziemlich imposant anzusehen ist, wenn dieser sein ganzes Leben lang nur äußerst selten mal aus seiner Baumhöhle heraus kommt. Oder dass diese eine Pflanze so wunderschön ist, wenn das Wissen um ihren letzten verbliebenen Standort strikt geheim gehalten wird. Seltene Arten bekommt man eben auch selten zu Gesicht.

Wie können wir Ihnen nun also Sympathie gegenüber der gesamten Bandbreite unserer natürlichen Umwelt (oder „Mitwelt“) vermitteln, einfach um deren selbst willen? Wir hoffen natürlich, Sie mit unserer Begeisterung für die vielfältigen Schätze der Natur vor unserer Haustür anstecken zu können. Dabei sind es nicht nur die seltenen Arten, die uns begeistern und unser Augenmerk verdienen.

Auch die häufigen Arten können für Naturschutz werben, vor allem, weil gerade sie besonders deutlich und sichtbar auf Veränderungen reagieren. Ob eine bereits seltene Art weiter in ihrem Bestand zurück geht, fällt nur demjenigen auf, der sich mit ihr befasst. Bleibt jedoch der Storchenhorst leer und fallen die Stare nicht mehr in Massen über den Kirschbaum her, dann bleibt das nicht unentdeckt, möchte man meinen. Gerade Vögel sind verbreitet Sympathieträger. Vogelstimmenwanderungen und Winterfütterung in Gärten und Parks erfreuen sich großer Beliebtheit.

Dennoch erfolgt der Rückzug unserer häufigen „Allerweltsarten“ leise und zunächst fast unbemerkt. Doch ihr Bestandsrückgang ist deutlich. Dabei liegen die Ursachen nicht nur in der intensiveren Nutzung der Agrarlandschaft, auch die Siedlungen bieten zunehmend weniger Lebensraum und Nahrung. Gebäudebrüter finden kaum noch Nistmöglichkeiten, Dörfer nehmen immer mehr städtischen Charakter an. Weil Insekten und ebenso Sämereien verschwinden, fehlt den Vögeln schlicht die Nahrungsgrundlage.

Mit unserem Natur(a)-Kalender 2021 wollen wir darauf aufmerksam machen und aufzeigen, dass nicht immer nur das allzu Besondere Beachtung verdient. Gerade das, was wir für selbstverständlich erachten, hat oft einen hohen Stellenwert. Dabei sind die im Kalender vorgestellten Vögel nur Beispiele, leider kann die Liste ohne weiteres um eine ganze Zahl an weiteren Arten fortgesetzt werden.

Gemäß §7 Bundesnaturschutzgesetz sind in Deutschland alle europäischen Vogelarten im Sinne der Vogelschutzrichtlinie besonders geschützt. Ziel der europäischen Vogelschutzrichtlinie ist es, sämtliche im Gebiet der EU-Staaten natürlicherweise vorkommenden Vogelarten einschließlich der Zugvogelarten in ihrem Bestand dauerhaft zu erhalten. Dank intensiver Schutzbemühungen konnte sich so bereits manche fast ausgestorbene Art wie Kranich oder Seeadler in ihrem Bestand erholen. Und wie gehen wir nun damit um, dass die scheinbar häufigen Arten immer weniger werden?

Es hängt wohl davon ab, wie sehr der Wert der Natur und damit auch ihre Gefährdung in unserem Bewusstsein verankert ist. Wenn wir die biologische Vielfalt als Teil des Naturerbes für künftige Generationen bewahren wollen, liegt es in unserer Verantwortung mit der Natur achtsam umzugehen. Ein gutes Zusammenspiel von Naturschützern, Landnutzern und Behörden ist dafür unerlässlich. Doch es setzt auch die Akzeptanz und das Engagement in der gesamten Gesellschaft voraus.

Lassen Sie sich dazu einladen, der Natur ganz unvoreingenommen zu begegnen. Eine offene Grundhaltung lässt uns präsent und bewusst werden. In dem wir uns den Eigenwerten der Natur öffnen, schulen wir unsere Achtsamkeit. Nicht nur der Natur gegenüber, sondern auch in der lösungsorientierten Auseinandersetzung mit anderen Interessen, damit unsere Natur- und Kulturlandschaft in ihrer regionalen Eigenart und ihrem Reichtum bestmöglich erhalten werden kann.

Nirgendwo ist Achtsamkeit leichter als in der Natur, und auf nichts ist die Natur mehr angewiesen als auf die Achtsamkeit der Menschen. Achtsamkeit ist die Kunst, in der Gegenwart und in wachem Kontakt mit der Umgebung und sich selbst zu sein…Diese Haltung erlaubt uns, die Natur in Ruhe zu betrachten und der Wirkung, die sie auf uns hat, nachzuspüren… Je mehr wir die Natur auf uns wirken lassen, umso achtsamer werden wir. Aber je achtsamer wir uns in der Natur bewegen, umso differenzierter werden wir sie auch wahrnehmen (Huppertz und Schatanek: Achtsamkeit in der Natur, Junfermann 2015)

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