Mensch und Natur(a)

Im Zuge unserer Vereinstätigkeit kommen wir mit vielen Menschen in Kontakt und stellen fest, dass sich diese grundsätzlich mit der Natur vor ihrer Haustür verbunden fühlen. Der Natur wird instinktiv ein Wert zugesprochen. Doch inwieweit schätzen wir eigentlich die Menschen, die unsere Kulturlandschaft bewirtschaften und pflegen, die sich für deren Schutz einsetzen und die den täglichen Spagat zwischen Verantwortung sowie wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und regionalen Anforderungen meistern, ebenso wert?

Mit der Porträtreihe „Mensch und Natur(a)“ möchten wir Sie zu einem Perspektivwechsel einladen. Hierbei stehen Menschen aus unserer Region und ihr ganz persönlicher Bezug zur Natur und zu Natura 2000 im Mittelpunkt. Sie haben uns an einen Lieblingsort in der Natur mitgenommen und lassen uns an ihrer Sicht auf das Thema Mensch und Natur(a 2000) teilhaben. Dafür haben wir all diesen Menschen dieselben Fragen gestellt, deren Antworten wir hier authentisch mit Ihnen teilen. Natürlich spricht jede und jeder nur für sich. Es gibt nicht DEN Bauern und DIE Behörde, sondern dahinter stehen Menschen, die als Teil der Natur ebenso vielfältig sind wie diese.

Lassen auch Sie sich einladen, die Fragen für sich selbst zu beantworten und das eigene Verhältnis zur Natur einmal zu reflektieren. Sich der eigenen persönlichen konkreten Auffassung bewusst zu werden und sich gleichzeitig anderen Perspektiven gegenüber öffnen zu können, ist so wertvoll, wenn wir die Landschaft, in der wir leben, gemeinsam als Lebensgrundlage für nachfolgende Generationen bewahren wollen.

Warum ist uns dieser Perspektivwechsel wichtig?

Natura 2000 wurde aufgrund der Naturschutzbemühungen auf nationaler und internationaler Ebene ins Leben gerufen. Es ist der Entschluss und die Verpflichtung zu Naturschutz als oberstes Ziel.

Natura 2000 ist ein Gemeinschaftsanliegen. Nicht nur, weil sich an der Ausweisung dieses länderübergreifenden und zusammenhängenden Schutzgebietsnetzes alle Mitgliedsstaaten der EU beteiligen. Sondern auch, weil insbesondere die Umsetzung einer solch komplexen Aufgabe nur im Zusammenwirken aller Nutzer- und Interessensgruppen vor Ort gelingen kann. Und nicht zuletzt, weil eben nicht nur Landnutzer*innen oder Behörden verantwortlich sind, sondern es auf das Bewusstsein und das Engagement von uns allen ankommt. Dazu gehört auch, die eigenen Werte und das eigene Handeln (Konsum, Ernährung, Mobilität, etc.) hinsichtlich des Einflusses auf die Natur und damit auf die eigene Lebensgrundlage zu reflektieren.

Natura 2000 steht für den Erhalt der Vielfalt an Tieren und Pflanzen sowie ihrer Lebensräume. Als Menschen prägen und verändern wir die Landschaft und damit auch die Lebensräume der Tiere und Pflanzen. Wir haben es in der Hand, unsere Bedürfnisse gegen die Natur aufzuwiegen oder uns als Teil dieser und damit in der Verantwortung zu sehen. Uns der Verbundenheit aller Dinge und damit auch unserer Verbundenheit mit der Natur wieder wahrhaftig bewusst zu werden, kann ein Schlüssel sein, wenn es darum geht, Naturschutz nicht als Schutz von etwas im Außen zu verstehen, sondern als Schutz unserer eigenen menschlichen Existenz wahrzunehmen. Die biologische Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage. Wie können wir diese für künftige Generationen nachhaltig sichern? Wie schaffen wir es, Naturschutz so zu gestalten, dass sich alle mitgenommen fühlen?

Bei unserer täglichen Arbeit als Landschaftspflegeverband spielt Natura 2000 eine bedeutende Rolle. 17 FFH- und 5 Vogelschutzgebiete liegen in unserem Wirkungsbereich, der Region Torgau-Oschatz. Als regionaler Verein möchten wir diese Vielfalt für Mensch und Natur bewahren und gemeinsam mit vielen verschiedenen Akteuren*innen unsere Natur- und Kulturlandschaft in ihrer regionalen Eigenart und ihrem Reichtum bestmöglich erhalten und gestalten. Dafür ist es wichtig, andere Sichtweisen wahrzunehmen, nur so kann man aufeinander zugehen und versuchen verschiedene Ansprüche zu vereinen. So wie dies der Wesenskern unserer Vereinsarbeit als Landschaftspflegeverband ist, so ist dies auch das Anliegen unseres Projekts „Netzstelle Natura 2000 – Entdecke Europa vor deiner Haustür“. Verschiedene Perspektiven zu beleuchten spielt dabei eine wesentliche Rolle. Stets laden wir zu unseren Exkursionen Beteiligte aus unterschiedlichen Bereichen ein, gemeinsam mit uns über Natura 2000 und die Hintergründe ganz bestimmter Maßnahmen vor Ort zu informieren. Dabei kommen auch Probleme, Fragen, Sorgen, etc. zur Sprache. Diesen Raum zu geben, zuzuhören und zu versuchen, sich in die andere Position zu versetzen, hilft eine verstehende Haltung einzunehmen. Eine andere Meinung zu verstehen heißt nicht, dass man sie teilen muss. Aber nur so können wir anfangen uns auf die Lösung auszurichten und Brücken zu bauen. Und wie oft beruhen verhärtete Sichtweisen auf Vorurteilen und propagierten Meinungsbildern, die wir einfach nicht hinterfragen.

Auch „Mensch und Natur(a)“ ist ein Gemeinschaftswerk!

Mein herzlicher Dank gilt allen, die zur Umsetzung dieser Porträtreihe beigetragen haben! Allen Interviewpartner*Innen für Ihr Vertrauen in unser Anliegen und Ihre Bereitschaft, sich den Fragen und der Kamera zu stellen. Christine Breidenstein (www.christinebreidenstein.de) für ihren offenen und wertschätzenden Blick von außen und ihre Unterstützung, Anliegen und Fragen dieser Porträtreihe auf den Punkt zu bringen. Kirsten Nijhof (www.kirstennijhof.de) für ihre Geduld und Gelassenheit sowie ihr Interesse den Menschen und Themen gegenüber. Mandy Rudl (www.stilpluswerk.de) für ihre Inspiration und die stilvolle Umsetzung als Kalender und Ausstellungsbeitrag.

Perspektivwechsel - Natur(a) erleben mitten in der Stadt

2022 findet in Torgau die sächsische Landesgartenschau unter dem Motto „Natur-Mensch-Geschichte“ statt. Das Glacis, als Herzstück der Landesgartenschau, ist zugleich Stadtpark und Naturoase mit hoher ökologischer Bedeutung. Es spannt den Bogen von der Geschichte Torgaus über den Naturschutz bis hin zum städtischen Naherholungsgebiet. Als Bestandteil des FFH-Gebietes „Elbtal zwischen Mühlberg und Greudnitz“ sowie des Vogelschutzgebietes „Elbaue und Teichgebiete bei Torgau“ bietet es Naturerfahrung mitten in der Stadt.

Wir sind während der gesamten Dauer der Landesgartenschau von April bis Oktober in der Bastion VII vertreten! Dort finden Sie unsere Ausstellung zu Natura 2000 und viele weitere Angebote, mit denen wir Sie einladen, die Natur und Natura 2000 vor unserer Haustür näher kennen zu lernen. Dabei soll der Aspekt Mensch nicht fehlen. Die Verortung der Landesgartenschau im Glacis gab den Anlass, das Thema „Mensch und Natur(a 2000)“ mit in den Fokus zu rücken.

Besuchen Sie unsere Ausstellung zur Landesgartenschau in Torgau, dort werden alle Porträts und Interviews zu sehen sein!

Sicher entdecken Sie Gemeinsamkeiten oder sind hier und da anderer Meinung. Wir freuen uns auf vielfältige Begegnungen und interessante Gespräche, denn auch auf Ihre persönliche Perspektive sind wir gespannt.

Nicole Sieck / Projektkoordinatorin Netzstelle Natura 2000