Mensch und Natur(a)

K1024 DSF0375

Reinhard Müller-Schönau - Forstbetrieb

Privatwaldbesitzer und Vorsitzender des Sächsischen Waldbesitzerverbandes e.V., Geschäftsführer CRESCAT WaldBau GmbH

 

Ort der Fotoaufnahme

Waldgebiet nahe Elbaue zwischen Triestewitz und Beilrode, Flur Triestewitz

Warum ist dieser Natur(a)-Ort für mich bedeutsam?

Er zeigt, dass ein Zusammenspiel von natürlicher Wald-Verjüngung und menschlichem Einwirken zu einem strukturreichen, mehrstufigen und stabilem Wald führt.

 

Definition Natur

Was ist „Natur“ für mich persönlich?

Es ist für mich eine große Verantwortung, unseren Wald bewirtschaften zu dürfen. Ich bewege mich dabei innerhalb
von drei Leitlinien: Die Achtung vor der Schöpfung!
Das Gebot, der Nachhaltigkeit zu beachten! Das betrifft nicht nur die Bewirtschaftung des Waldes, sondern stellt auch eine allgemeingültige „Lebensmaxime“ dar.
Mit dem mir anvertrauten Gut auch langfristig Wirtschaftlichkeit darzustellen.

 

Wert der Natur

Was macht aus meiner Sicht den Wert der Natur aus, was ist schützenswert?

Der Wert der Natur – hier der Wald – ist für uns alle unwiederbringlich. Er stellt für die Gesellschaft eine riesige Nutzfunktion dar (Holz, Saatgut, Wild, Schmuckreisig). Er bietet viele Schutzfunktionen (CO² Speicher mit 8 t/ha/Jahr, Wasserspeicher, Wasserfilter, Sauerstoff-Spender, Erosions-Schutz, Verdunstungs-Schutz, Biotop für Wild…) Die gesamte Gesellschaft profitiert von denErholungsfunktionen (Wanderwege, Reiten, Radfahren, Joggen …)

Wie wertvoll ist es für mich in der Natur zu sein? Ich bin gern in der Natur, weil...

… man hier erkennen kann, wie mächtig die Natur und wie klein doch der Mensch ist. Es fasziniert mich immer wieder die Aussage: Wenn man in Deutschland die versiegelten Flächen, z.B. Berlin Alexanderplatz, den Flughafen Halle/Leipzig oder die Bundesautobahnen nicht „säubern“ würde, wäre ganz Deutschland in ca. 25 Jahren von Wald  überzogen – welche Kraft!

Auf einer Skala von O (gar nicht) bis 10 (absolut), inwieweit sind Nutzung und Schutz der Natur aus meiner Sicht vereinbar? Was ist leicht, was ist schwierig?

Das liegt für den Wald bei Skala 9. Lediglich im extremen Schutzwald sollte eine Nutzung unterbleiben. Nach meiner Kenntnis ist im bewirtschafteten Wald die Biodiversität nicht geringer ist als im unbewirtschafteten. Die Klimaschutzfunktion ist im bewirtschafteten Wald viel höher, denn dieser bindet viel mehr CO² als stillgelegter Wald. Wenn ich mir überlege, dass ohne Holznutzung die Dachstühle, Häuser, Tische, Fußböden, Paneele… aus Kunststoff, Stahl oder anderen CO² schädlichen Materialien wären – wie ungeheuerlich groß ist da die Substitutionsleistung von Holz. Wir gehen ja gerade eine Holzbauoffensive an. Die Bundeswaldinventuren haben bisher die letzten30 Jahre gezeigt, dass mehr Holz zuwächst als wir nutzen! Es ist leicht, der Klimakatastrophe durch weitere (Neu-)Aufforstungen mit Holznutzung zu begegnen (Studie der Eidgenössischen Universität Zürich*) –
es ist schwierig, Politiker hierzu zu bewegen!

 

Persönlicher Bezug zur Natur

Zu welcher Gelegenheit bin ich in der Natur?

Ich habe das große Glück, mich privat wie auch dienstlich sehr viel in der Natur zu bewegen. So pflanze ich mit meinem Dienstleistungsunternehmen jährlich etwa 1 Mio. Bäume, die den nächsten Generationen Segen bringen mögen!

Was mache ich am liebsten in der Natur?

Durch Beobachten der Natur sauge ich Kraft und lerne „natürliche“ Zusammenhänge. Das körperliche Arbeiten in der Natur ist für mich eine große Genugtuung, wenn ich weiß, dass eine Pflanzung, Pflege oder auch Wertastung ggfls.
in 50-80 Jahren nachfolgenden Generationen zur vollen Wirkung kommt.

Wo fängt Natur für mich an?

Natur fängt für mich völlig unabhängig von der Größe an. Dass die Blätter im Herbst gelb werden, von den Bäumen fallen und schon im nächsten Jahr von Kleinlebewesen zersetzt sind. Dass im Frühjahr die Waldblumen zuerst, dann die unterständigen Sträucher und schließlich die oberständigen Bäume mit saftigem Grün austreiben, das Wild und die Vogelwelt an diesen Rhythmus angeglichen sind – da fängt für mich Natur an, die immer wieder begeistert!

 

Persönlicher Bezug zu Natura 2000

Wo oder wie komme ich mit Natura 2000 in Berührung?

Ich bin Land- und Forstwirt, da sollte man sich mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen auskennen und entsprechend verantwortungsvoll handeln.

In welchem Zusammenhang habe ich zum ersten Mal von Natura 2000 gehört?

Der staatliche Revierförster besuchte mich 2 Tage nach dem Erlass der FFH-Verordnung und klärte mich auf – dass nenne ich bürgernahe Verwaltung!

Was wünsche ich mir von Natura 2000?

Die Ausweisung von Natura 2000 Gebieten soll frei von Ideologie erfolgen und die Flächeneigentümer sollen/müssen z.B. bei der Erstellung der Managementpläne auch weiterhin beteiligt werden. Das fördert die Akzeptanz der Vorhaben.

 

Verhältnis Mensch und Natur

Was ist mir in Bezug auf das Verhältnis Mensch - Natur wichtig?

Der Mensch sollte sich stets vor Augen halten, dass er nicht alles tun kann, was er technisch in der Lage ist, zu tun. Sich in vielen Dingen etwas zurückzunehmen, würde uns Menschen helfen und der Natur gleichermaßen dienen!

Was macht mir Sorgen?

Ein in vielerlei Hinsicht fehlendes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur, gegenüber den Mitmenschen und gegenüber den folgenden Generationen – das stimmt mich nachdenklich.

Wenn alles möglich wäre, keine Grenzen gesetzt sind, dann würde ich mir folgendes wünschen und das ändern…

Ändern kann ich es natürlich nicht, aber ich würde mir wünschen, dass die Menschen dankbar dafür sind, hier in diesem Land, in dieser Zeit und der uns umgebenden Natur leben zu dürfen und sich entsprechend verhalten.